Heimat – ein Gefühl?
Weder hier noch dort? Oder: hier und dort? Um Fragen der Zugehörigkeit, um Flucht und Ankommen, um die Gestaltung des eigenen Lebens fern von der eigentlichen Heimat – um diese Themen rankten sich Lesung und Gespräch mit dem Schriftsteller Denijen Pauljevic, der am Dienstag bei uns an der Oberlin zu Gast war. Über 80 Schüler*innen ließen sich als Einstieg die fast absurde Konfrontation von Einzelschicksal und Behördenzwang vor Augen führen, die Mitglieder unserer Theater-AG nach einem Text des Autors in Szene setzten. Dann las Pauljevic Texte, in die er auch Elemente seiner eigenen Erfahrung von Flucht und Asylheim, von Gesetzen und Regelungen, von Einsamkeit und Fremdheit und schließlich von Sich-Einfinden in einem einst fremden Land eingearbeitet hatte. So alt wie sein Publikum war er, als er während der Jugoslawien-Kriege aus seiner Heimat floh, und so war das Interesse auch groß zu erfahren, wie er es geschafft hatte, die schwierige Lebenssituation zu meistern. Und geschafft hat er es! Der Autor, Filmemacher, Leiter von Theater- und Literaturworkshops las am Schluss aus seinem – noch namenlosen – Manuskript, für das er schon den Vertrag mit einem der großen Verlage in der Tasche hat. Die fremde Sprache hat er sich so intensiv angeeignet, dass er als Autor Erfolg hat – vielleicht ist es die Sprache, die einen wesentlichen Teil von Heimatgefühl vermittelt.